Der Oberösterreicher aus dem Bezirk Vöcklabruck hat große Probleme mit den Gelenken. Vor allem das rechte Knie kann er beim Gehen fast nicht mehr bewegen. Der Pensionist hat bei jedem Schritt starke Schmerzen.
Als er sich bei seinem Hausarzt nach der Wartezeit für eine Operation erkundigte, fiel er aus allen Wolken: "Er hat mir gesagt, dass es in unserer Region ungefähr bis zu einem Jahr dauern kann, bis ich an die Reihe komme.
„Mit meiner kleinen Pension kann ich mir das nicht leisten.“Der Patient (71)
Dass er den Eingriff selbst bezahlt, um einen früheren Termin zu erhalten, kommt für den Mann nicht infrage. "Mit meiner kleinen Pension kann ich mir das nicht leisten. Also muss ich warten und mit den Schmerzen leben", sagt er.
Die Arbeiterkammer zitiert aus einer Erhebung des Instituts für Höhere Studien (IHS): Demnach wird einer von zehn Personen angeboten, die Wartezeit zu verkürzen, indem sie Zahlungen an den operierenden Mediziner leisten. Eine weitere Möglichkeit: sich vorab kostenpflichtig in der neben der Tätigkeit im Krankenhaus betriebenen Privatpraxis behandeln lassen.
„Hier läuft viel schief in unserem Gesundheitssystem.“AK-Präsident Andreas Stangl
"Dass es überhaupt möglich ist, dass Ärzte manchen Patient Vorreihungen gegen Bezahlung anbieten, ist schlimm genug. Dass sich dadurch die Wartezeiten für Personen, die sich das nicht leisten können oder wollen, nochmal verlängert, ist nicht zu akzeptieren. Hier läuft viel schief in unserem Gesundheitssystem", kritisiert AK-Präsident Andreas Stangl.
Er sieht auch die Landespolitik in der Verantwortung, die Wartezeiten deutlich für alle Versicherten zu reduzieren und der Zwei-Klassen-Medizin einen Riegel vorzuschieben. "Gesundheit darf nicht vom Einkommen abhängig sein", betont Stangl.