Jetzt mehren sich die Fragen rund um die Skandal-Deponie "Am Ziegelofen", wo in der Nacht auf Donnerstag erneut Feuer ausgebrochen ist. Die Betreiberfirma, die Zöchling Abfallverwertungs GmbH ist für den "größten Deponie-Skandal in Österreichs jüngerer Geschichte" (Greenpeace) verantwortlich.
Mittlerweile ist behördlich bestätigt, dass das Unternehmen zigtausende Tonnen unbehandelten Rest- und Sperrmüll auf der besagten Deponie, westlich von St. Pölten, verscharrt hat.
Eine Behörden-Razzia führte zur Sperrung der Deponie. Ende März wurde bekannt, dass die Zöchling GmbH für die jahrelangen Falschdeponierungen volle Verantwortung übernehmen soll – die Forderung der Behörde lautete: Komplette Räumung.
Mindestens 90.000 Kubikmeter illegal verscharrter Müll muss schrittweise abgetragen werden. Dazu ist es aber bis heute nicht gekommen.
Anfang Mai war Feuer auf der Deponie ausgebrochen. Rund 300 Quadratmeter standen in Vollbrand und lösten einen Großeinsatz mit mehreren beteiligten Feuerwehren aus. Knapp 80 Einsatzkräfte mit 20 Fahrzeugen, begleitet von Polizei und Rettung, waren stundenlang mit Löscharbeiten beschäftigt.
Weil sie keinen Hinweis auf eine andere Zündquelle fand, ging die Polizei von einer "spontanen Selbstentzündung" des gelagerten Abfalls aus. Als Ursache wurden die sommerlichen Temperaturen genannt.
2019: Die Zöchling Abfallverwertungs GmbH kauft die Deponie "Am Ziegelofen" von der Stadt St. Pölten. Das Unternehmen importiert tausende Tonnen Müll aus Italien. Behörden verdreifachten die zulässigen Müllarten und erhöhen die Grenzwerte für Geruchsbelastung. 2021: Laut Greenpeace, vermuteter Beginn der illegalen Deponierungen. Dezember 2024: Behörden-Razzia auf "Am Ziegelofen", weitere Ablagerungen werden gestoppt. Jänner 2025: Greenpeace spricht vom "größten Deponie-Skandal in Österreichs jüngerer Geschichte" und forderte eine Ausweitung der Untersuchungen. Februar 2025: Greenpeace-Vorwürfe zu weiterer Deponie in Pyhra, Anrainer sammeln 600 Unterschriften – Warnung vor Trinkwassergefährdung. März 2025: Greenpeace erstattet Anzeige wegen vorsätzlicher Umweltgefährdung durch die Deponie "Am Ziegelofen". Probeschürfungen bestätigen jahrelange illegale Ablagerungen. Die Zöchling GmbH wird zur Räumung aufgefordert. Mai 2025: Brand auf der behördlich gesperrten Deponie. Die Polizei geht von Selbstentzündung aus. 12. Juni 2025: Es kommt erneut zu einem Deponie-Brand. Derzeit werden die Umstände untersucht.
Gestern in der Nacht, gegen 3.00 Uhr, heulten in der niederösterreichischen Landeshauptstadt erneut die Sirenen: Auf der behördlich gesperrten Deponie war wieder Feuer ausgebrochen. Sechs Feuerwehrzüge rückten an, ein aufwendiger Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen musste eingerichtet werden, um Löschwasser auf den steilen Müllhügel zu bringen.
Das Feuer konnte rasch eingedämmt werden, verletzt wurde niemand, hieß es seitens der Feuerwehr. Warum es erneut zu einem Brand kam, regt aber zu Spekulationen an, denn dieses Mal loderten die Flammen mitten in der Nacht. Von der Landespolizeidirektion Niederösterreich heißt es, dass die Brandursachenermittlung eingeleitet wurde, Ergebnisse werden im Laufe des Tages erwartet.
Zuletzt stellte die Zöchling GmbH ein umstrittenes Konzept vor, das statt der Räumung eine Nachbehandlung des illegal verscharrten Mülls vorsieht. Diese solle direkt am Gelände erfolgen, damit der Abfall danach dort wieder eingelagert werden kann – "Heute" berichtete.
Dem Räumungsplan der Behörden zufolge, soll die Zöchling GmbH, unter engmaschiger Überwachung und nach einem vorgegebenen Raster, den gesamten Müll abtransportieren, der, laut Greenpeace, mindestens seit 2021 illegal deponiert worden ist. Schätzungen zufolge, würde das mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen.
Die Zöchling GmbH wehrt sich seit Monaten dagegen und bezeichnet die Aufforderung zur Räumung als "unverhältnismäßigen Schritt". Denn, um die 90.000 Kubikmeter Müll zu räumen, seien 3.600 Lkw-Ladungen notwendig. Man mache sich Sorgen um die Anrainer, die einer monatelangen "Geruchs-, Lärm- und Staubbelästigung" ausgesetzt wären.
Zöchling GmbH hat angekündigt, dazu ein Konzept vorzulegen, das die komplette Räumung verhindern soll. Noch bis zum 3. Juli läuft die behördliche Frist dafür. Angesichts der wiederholten Brände wirkt das zunehmend fragwürdig.