Die Situation an vielen Schulen insbesondere in Wien ist dramatisch. Jeder zweite Erstklässler in der Bundeshauptstadt kann nicht genug Deutsch, um dem regulären Unterricht folgen zu können. Die Lehrer sind verzweifelt, in vielen Klassen ist "normales" Unterrichten kaum möglich.
Eine besondere Herausforderung ist die Integration von Kindern und Jugendlichen, die in den letzten Jahren im Rahmen des Familiennachzugs aus Syrien oder Afghanistan nach Österreich gekommen sind oder die aus der Ukraine geflüchtet sind.
Das Angebot an Deutschförderung sowie entsprechende Regelungen zur verpflichtenden Teilnahme reichen bei weitem nicht aus.
Jetzt wird die Regierung aktiv und hat am Mittwoch im Ministerrat per Umlaufbeschluss ein umfassendes Deutschförderpaket fixiert. Die Maßnahmen wurden von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) bereits Ende vergangener Woche in Grundzügen präsentiert und liegen nun im Detail vor.
Und zwar werden die Lehrer-Planstellen zur Deutschförderung im kommenden Schuljahr 2025/26 österreichweit von 577 auf 1.324 mehr als verdoppelt. Für diese Ressourcen-Aufstockung nimmt der Bund trotz des Sparzwangs deutlich mehr Geld in die Hand: 108 Mio. Euro werden in die schulische Deutschförderung fließen, 62 Mio. Euro mehr als zuvor.
"Ohne Sprachkenntnisse kann Integration nicht funktionieren", so Wiederkehr: "Die deutlich aufgestockten Ressourcen zur Deutschförderung sind ein wesentlicher Meilenstein in der Aufholjagd, die wir im Bildungsbereich als Bundesregierung gestartet haben."
Alle Bundesländer profitieren von der Aufstockung. In Wien beispielsweise stehen im nächsten Schuljahr 521 statt bisher 231 Planstellen für Deutschförderung zur Verfügung, in Niederösterreich 157 (bisher 80), in Oberösterreich 237 (bisher 78).
Je mehr Bedarf es an einem Standort gibt, desto größer soll das Deutschförder-Angebot werden. Die bisherige Deckelung, durch die nicht alle Schüler bei Bedarf diese Förderung bekamen, fällt. Die Ressourcen sollen jedes Schuljahr an den Bedarf angepasst werden.
Außerdem soll das Deutschfördermodell weiterentwickelt werden. "Wir setzen auch ganz konkrete Schritte, um auch die Qualität der Deutschförderung auszubauen", erklärt Bildungsminister Wiederkehr.
Angehende Lehrkräfte, die Deutschförderung unterrichten wollen, sollen künftig verpflichtend eine Ausbildung im Bereich "Deutsch als Fremdsprache" absolvieren.
„Mit entsprechender Ausbildung und Zertifizierung sind auch Quereinsteiger eine bedeutsame Ressource für die Deutschförderung.“Christoph WiederkehrBildungsminister (Neos)
Um dem nach wie vor herrschenden Lehrermangel entgegenzuwirken, wird zudem eine Ausbildungsoffensive gestartet. Laut Regierungsprogramm soll das Lehramtsstudium unter anderem durch die Einführung eines Praxissemesters zu attraktiviert werden. Eine duale Ausbildung wird geprüft.
Die Hauptausschreibung für offene Lehrerstellen startet auf dem Portal des Bildungsministeriums am 28. April und geht bis zum 9. Mai. In diesem Zeitraum können sich Interessenten für das Schuljahr 2025/26 bewerben. Im Vorjahr wurden 6.600 neue Lehrkräfte eingestellt, davon 10 % Quereinsteiger.
Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sind nach wie vor gefragt, auch für die Deutschförderung. Aktuell gibt es einen Pool von rund 600 Quereinsteiger, die speziell im Bereich der Deutschförderung ausgebildet sind. "Mit entsprechender Ausbildung und Zertifizierung sind auch Quereinsteiger eine bedeutsame Ressource für die Deutschförderung", so Wiederkehr.