Und das trotz echter Grippe: Drei Allgemeinmediziner aus seiner näheren Umgebung haben Ernst K. abgewiesen. Der Grund: Sie würden keine neuen Patienten aufnehmen, hieß es.
Als der 58-Jährige aus dem Bezirk Wels-Land, der unter hohem Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen litt, einen weiteren Arzt anrief, hatte er endlich Glück: Er bekam eine positive Antwort.
Das Problem: Die Praxis ist rund 30 Kilometer weg vom Wohnort des Erkrankten. Trotz seiner Beschwerden musste er eine Autofahrt von mehr als einer halben Stunde auf sich nehmen.
So wie K. geht es vielen Patienten. Es gibt zwar mittlerweile immer mehr Primärversorgungszentren und zuletzt wurden einige offene Arztstellen nachbesetzt. Aber: Im April waren immer noch 47 Posten in Oberösterreich nicht besetzt. 31 davon betrafen Allgemeinmediziner.
"Das ist ein inakzeptabler Zustand", kritisiert Arbeiterkammer-Präsident Andreas Stangl. Beschäftigte zahlen in die soziale Krankenversicherung ein und sollten sich auf eine adäquate Versorgung verlassen können. Stangl: "Da geht es nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um rechtliche Themen in Zusammenhang mit der Krankschreibung."
Gar nicht fein: Immer mehr Ärzte werden im Netz angegriffen – oft mit falschen Bewertungen. Eine Wiener Medizinerin spricht nun stellvertretend für viele.
Seit der Corona-Pandemie ist der Ton rauer geworden. Die Forderungen von Patienten steigen, ihre Geduld sinkt. Und wehe, man erfüllt nicht sofort jeden Wunsch – dann hagelt es Ein-Stern-Rezensionen. Ärztekammer-Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied: "Wir dürfen uns nicht wehren. Wir dürfen nichts klarstellen. Und doch lesen das alle."