Alles fängt mit einer harmlosen Kontaktaufnahme auf der Online-Kleinanzeigenplattform willhaben an. Die Opfer: Nichtsahnende Pensionistinnen und Pensionisten, die ihre wertvollen Besitztümer zu Geld machen wollen.
Teure Ringe, Ketten aus Gold, luxuriöse Uhren, auf solche Dinge hat es eine Unbekannte abgesehen, die derzeit fieberhaft gesucht wird. Wie so oft, wenn Verbrechen über das Internet zustande kommen, gestaltet sich die Fahndung der Polizei äußerst schwierig.
"Zur Täterin, die unter dem Deckmantel der Anonymität des Internets agierte, haben wir bislang nur wenige sachdienliche Informationen", sagt Polizei-Sprecherin Manuela Weinkirn gegenüber "Heute". Deshalb habe man sich entschieden, eine Öffentlichkeitsfahndung einzuleiten.
Derzeit geht die Polizei von einer Schadenssumme von mindestens 24.000 Euro aus, die im Laufe von diversen Besichtigungsterminen in mehreren Bundesländern entstanden sein soll. Dabei schreckte die Täterin nicht einmal davor zurück, eine Kiste mit Beute aus einem Wiener Pensionistenheim zu tragen.
Auf kurzen schriftlichen Nachrichtenverkehr, direkt auf willhaben, folgte ein Treffen, um die angebotene Ware zu betrachten. Dabei schaffte es die Täterin die betagten Opfer so abzulenken, dass diese zunächst nicht bemerkten, dass sie gerade ihre Wertgegenstände verlieren. In einem Fall verschwand auf diese Weise sogar ein Führerschein.
Mit Sätzen wie: "Moment, ich muss nur schnell etwas vom Auto holen" oder "Bitte können Sie mir eine Tasche geben", stiftete die Frau bei den Senioren solch eine Verwirrung, dass diese das Verschwinden ihrer Wertgegenstände erst bemerkten, als es zu spät war.
Die Kriminalisten der Polizei konnten der unbekannten Frau bisher drei vollendete und eine versuchte Tathandlung zuordnen. Neben dem Pensionistenheim in Wien Favoriten besuchte die Trickdiebin drei weitere Adressen. Unter anderem im niederösterreichischen Wiener Neustadt, in der nahegelegenen burgenländischen Gemeinde Bad Sauerbrunn und im etwas weiter entfernten Siegendorf (ebenfalls Burgenland).
Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei, dürfte die Frau, die bundesdeutsches Hochdeutsch spricht, zumindest über zwei Monate lang, jeweils mit anderen Angaben über sich, zu Treffen erschienen sein.
Einmal gab sie an, Klagenfurterin zu sein und dort ein Antiquitätengeschäft eröffnen zu wollen. Ein anderes Mal gab sie sich als Grazerin aus, die für ihren Bruder einkaufen möchte.
Laut eigenen Angaben, zählt die Online-Plattform willhaben, jeden Monat etwa 6,67 Mio. Besucher und fast 1,5 Milliarden Seitenaufrufe. Sie gehört damit zu den reichweitenstärksten Internet-Diensten Österreichs.
Das Anzeigenportal umfasst neben einem kostenlosen Marktplatz für Privatanzeigen, Spezialbereiche für Immobilienangebote, Autos & Motor, und Job-Anzeigen.
Alleine der Marktplatz mit Privatanzeigen umfasst 12,9 Millionen Waren und Dienstleistungen. Des Weiteren befinden sich derzeit mehr als 103.000 Immobilienangebote, 202.000 Fahrzeuge und 16.200 Stellenangebote auf dem Portal. Zusammen sind das rund 13,2 Millionen Anzeigen (Stand: März 2025).
Die Bilder, welche die Polizei veröffentlichte, zeigen die Frau bei der Tathandlung in einem Wiener Pensionistenheim. Die Polizei bittet ausdrücklich um Mithilfe zur Ausforschung der Täterin. Und auch etwaige weitere Opfer sollen sich bei der Polizeiinspektion Burgplatz in Wr. Neustadt melden.
Sachdienliche Hinweise und Angaben zu möglichen weiteren Tathergängen können über folgende Nummer eingebracht werden: 059133-3391-135